Geschichte - Kleinböhla von Marita Gäbler
 

2. Kleinböhla- Älteste Nachrichten Zeittafel

1445 – Kleinböhla gehört zur Pflege Oschatz.


1429-  in Großböhla läuteten die Sturmglocken. Die Hussiten zogen durch beide Orte.

           Die Böhlaer flohen über den Steretz mit Pferd und Wagen, Frauen und Kindern

           in den Wald bei Bucha und hielten sich dort versteckt.

           Als sie zurück kamen hatten die Hussiten ihr Werk getan. Sie hatten Tod und Ruinen

hinterlassen und überall wo sie auftauchten hinterließen sie eine Spur der Verwüstung. Ganze Ortschaften wurden für immer vernichtet.

Vielleicht wurde auch der kleine Ort Schaldau in den Hussitenkriegen vernichtet.

Der alte Flurname erinnert noch an die einstige Existenz des Dorfes.

Kleinböhla aber blieb verschont.

Hussitenkriege- 1428-1434      Bild von Ruine


1501-  Heinrich Truchsess, Ritter zu Wellerswalde erhielt von Herzog Georg als Lehen

            u.a. das halbe Dorf zu Wenigen Bele mit Gerichten über Hals und Hand.

         Nach der „Tellerchronik“ vom Pfarrer Beyerlein sollen die Kleinböhlaer bereits im 13.Jh.

            dem Fronherre von Wellerswalde verpflichtet gewesen sein. Sie hatten Spanndienste, Erntedienste zu leisten und im Frühjahr bei Aussaat in den Wellerswalder Fluren mit zu arbeiten.

Truchsess- königliches Amt -Mundschenk Weiter Erläuterungen.


1539 – erster evangelischer Gottesdienst in der Kirche von Großböhla.

Es war ein Septembertag. Alle kathollischen Symbole und Gegenstände waren zuvor aus der

Kirche entfernt worden.

Die Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt.

Die Kirchenbank in der Nähe des Altarplatzes war dem Herren des Rittergutes von Canitz

und dessen Familie zugedacht.

In den ersten Reihen saßen die angesehndsten Bauern beider Dörfer.

Rechts die Großböhlaer und links die Kleinböhlaer. Das ist auch heute noch so!

Aus Kleinböhla war der Dreiviertelhüfner Teller und dessen Famlie,

die den mittleren Hof an der geraden Straße bewirtschaftete.

In den hinteren Reihen saßen die Kleinhüfner, die Häusler, Knechte und Mägde.

Die Glocken läuteten und in langen schwarzen Talaren betraten die Visitatoren die

Kirche und begaben sich zum Altarplatz.

Kein Weihrauch, kein Klingelbeutel, kein Messglöckchen, keine Litanei.

Der Pfarrer trat zum Altar und predigte in deutscher Sprache.

Zum Schluss wurde das Lied gesungen „ Eine feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen. Er hilft uns frei aus aller Not, die jetzt hat uns betroffen.

Nehmen sie den Leib, Gut und Ehr, Kind und Weib, lass fahren dahin sie haben kein Gewinn, das Reich muss uns doch bleiben!“


1550 -  Elf Jahre nach diesem denkwürdigen Tage wurde dem Bauern Teller ein Sohn geboren.

Paul Teller. Er war Richter und Schlichter und der Amtsvoigt von Oschatz bestellte ihn

zum Amtsrichter.





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Pastor Flade schreibt über Kleinböhla.

Die ältesten Bauernfamilien hat Kleinböhla.


1570 – heiratet ein Peritz eine Walpa, Tochter eines Jürge Rüdiger aus Malkwitz.

Nach den Kirchenaufzeichnungen soll der letzte Peritz 1866 gestorben sein und das

Gut wurde verkauft. Wo hatten Peritzens ihr Gut? Vielleicht Thierbach?


1586besitzt Heinrich von Heynitz auf Kötitz das Dorf Große Bele und ein Bauerngut

zur Kleinen Bele


1603 – wird ein Peter Engler erwähnt und 1609  ein Hans Teller


1611- spendeten Böhlaer Familien für einen Weinkelch für die Kirche ( vorher war einer

entwendet worden). Dieser mit Spenden angeschaffte Kelch war aus vergoldetem Kupfer.

Die Kleinböhlaer Fam. Engler, Peritz, Teller hatten für den Kelch gespendet.

Als 1637 die Schweden durch Böhla zogen fanden sie den Kelch in der Sakristei und entwendeten ihn und andere für die Kirche wertvolle Sachen noch mit dazu.


1632/33 – versetzten die Kriegszüge während des 30jährigen Krieges die Böhlaer wieder in Angst und Schrecken.

In dieser Zeit gingen Klein-und Großböhla in Flammen auf.

Der Pfarrer Bernhard Schiffmann (1631-1638 als Pfarrer in Böhla angestellt) schreibt

über diese Zeit:  „ Anno 1634 habe ich mit Weib und Kindern auf Torgau fliehen müssen,

weil der Feind unter dem Kommando des Obersten Schöneckells bei Annaburg

eingefallen, sich zu Chemnitz verschanzt und Döbeln, Mittweida, Leisnig geplündert

Adel und Unadel, ja Weiber von siebzig und mehr Jahren, kleine Mägdelein von 8,9

und 10 Jahren geschändet, auch mit vielen bis in den Tod Unzucht getrieben“

Weiter schreibt er: Anno 1637 den 4. Januari habe ich abermals mit Weib und Kinden auf

Oschatz weichen müssen, da die Schweden unter dem Kommando Johann Bauer in diesem

Lande übel hauset,... und frommen Christen alls genommen.

Alle Kleider, alles Getreide:100 Scheffel Korn, 100  Scheffel Hafer, acht Kühe,

Schweine,... Federvieh und nichts überblieben.“


1634 – die Erben von Peritzens in Kleinböhla schenken der Kirchgemeinde zwei Neuschock.

            Sie werden als Wohltäter in der Ehrentafel der Kirche erwähnt. Pastor Flade 1859-1895

   in ( Chronik von Großböhla)

Aus dem Namensbuche in Lampertswalde ist zu entnehmen, dass ein Hanß Peretz aus

Lampertswalde stammend um 1662 ein Anderthalbhufengut von Kleinböhla kauft

und eine Maria Peretz um 1663 die Geraden ihrer Mutter erbt.

( Gerade regelten im Mittelalter die Wittwenversorgung. Stirbt einer Frau der Mann,

so erhält sie das sog. Voraberbe – Geraden.

Das sind alle ihre Kleider, das beste Bett, zwei Kissen, ein Deckbett, zwei Laken

und eine Hälfte vom Hausrat.

Stirbt einem Mann die Frau, so erhälten die Töchter die Geraden.)

Im Sachsenspiegel im Stadtarchiv in Oschatz wird über die Geraden eben das erwähnte festgehalten. Vorher war die Witwe völlig mittellos, weil die Kinder erbten beim Tode des Ernährers.

Wo sich das Gut der Peritzens oder Peretzens befindet ist noch unklar.Vielleicht Thierbach?


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1637 -  als Pestjahr in der Tellerchronik genannt sterben in Kleinböhla sehr sehr viele Menschen.

Alle Familien hatten Tote zu beklagen:

In beiden Orten Klein-und Großböhla starben 150 Personen, das war etwa die Hälfte aller

Einwohner beider Orte.


Bey dem kleinen Alderhasse2 Personen

bey Andrä Mebitz3 Personen

bey  Valtin Teller6 Personen

bey  Thomaß Müller sen.5 Personen

bey Hanß Fritzschen1 Person

bey Georg Alderhaß dem Langen7 Personen

bey  Hans Peritz1 Person

bey Georg Alderhaß dem hintersten8 Personen

bey Anthon Enderlein4 Personen

bey Valtin Peritz1 Person

bey Thomas Müller jun.5 Personen

bey  Georg Teller3 Personen

bey Hanß Korell3 Personen

bey Junkherr von Heintiz1 Person

bey Peter Scheumann6 Personen


Nur die Familien Teller, Engler und Peritz überlebten.


1638 – heiratet Hanß Päßler aus Bornitz die Witwe Müller aus dem Winkel,

jetzt Winkelschusters und wird damit der Stammvater der zahlreichen

Päßlers. Hinterer Nachbar von Thierbachs


1648 – Westfälischer Frieden-Ende des 30jährigen Krieges.

Kleinböhla untersteht immer noch dem Amte Oschatz.

Die Tellerchronik berichtet: „ Von Kleinböhla gehören unter des

Amtes Gerichtsbarkeit:60 Einwohner in 10 Feuerstätten mit sieben

Pferden, sieben Ochsen, 45 Kühen,

sechs Scheffeln drei Vierteln zwei Metzen Gartenland

drei Scheffeln mit Obstbäumen und Weide besetzt und

mit fünf Wassertümpeln versehene Dorfrhede

191 Scheffeln Ackerland...“

( Dorfrhede ist allgemeiner Besitz, Scheffeln als Landmaß= 27,7a in Sachsen,

  Vierteln= 6,4 a und Metzen = 2,5a)



1781 -Die Kirche von Großböhla hatte mit diesem Jahre ein Turmhaus an der Westseite der

Kirche erhalten. Die Arbeiten dazu ließ „hocherzig“ der Kirchenpatron Anton von Krosigk auf seine Kosten ausführen.

In den Turmknopf ist durch den Pfarrer Alberti ein Einwohnerverzeichnis von Kleinböhla

mit beigelegt worden.


1866 -Der Krieg zwischen Preußen und Sachsen ging auch an Kleinböhla nicht spurlos vorbei.

Am 9.Juni 1866 frühmorgens sprengten die ersten preußische Husaren mit der Pistole in der Hand in das Rittergut Großböhla. Das war für die Schuljugend das Ereignis.

Noch bevor die Husaren auf dem Rittergutshof standen, hatte Heinrich Teller, damals 12

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Jahre alt, den Heerwurm auf der Dahlener Straße vom Dache der Schule aus erspäht.

Sofort lief nach unten und informierte dort die aufgeregten Böhlaer:

„ S'geht los, s'geht los. Die ganze Straße nach Dahlen ist voll von Fußlatschern!“

Es waren etwa 30000 Mann. Die Nachhut,1700 Mann, wurden in Groß-und Kleinböhla einquartiert.

Im Rittergut wurden die Obersten von Bülow und von Köttwitz, 14 Offiziere, 250 Mann,

165 Pferde untergebracht.

1000 Mann kamen nach Großböhla und 700 Mann nach Kleinböhla.

Die Geschütze der Artillerie standen auf der Wiese am Tellerhölzchen.

Die Truppen richteten keinen Schaden an, aber die Kleinböhlaer Angsthasen haben all ihr Hab und Gut zum neu erbauten Kuhstall von Karl August Teller gebracht. Zwischen den Gewölben und unter den noch nicht fertigen Dielen versteckten sie Geld, Uhren, Schinken, Kleider.Bereits am nächsten Tag in der Früh( Sonntag) machten sich die Truppen mit Musik

auf den Weg aus Kleinböhla fort.


1865 – kaufte Peritz in Kleinböhla ein Gut eines Gutsbesitzers ... ? ( nach Moritz Müller 1853 )


1868 -Gilt als Unglücksjahr für Kleinböhla.

Am 4.Mai gegen ¼ 8 Uhr morgens brannte Bretschneiders Gut Nr. 9 völlig nieder.

Am 3.Juni brannte das Gut von Ernst Heinze nieder.

Am 4.Juni zog in den Nachmittagsstunden ein schweres Gewitter auf. Es schlug kalt in Thierbachs Wohngebäude Nr. 5 ein.

Ein anderer Blitz schlug bei Päßlers Nr. 6, den Nachbarn von Thierbachs ins Stallgebäude

ein , tötete ein Pferd und setzte das ganze Gebäude in Brand.

Von da aus entzündten sich die Wirtschaftsgebäude von Päßlers, Englers, Thierbachs. Nur die Wohnhäuser blieben stehen.  Päßlers Sohn Hermann wurde betäubt, erholte sich aber

schnell wieder und dankte am Sonntag dem Herrn in der Kirche.


Moritz Müller -Original scannen.

1873 – gibt es in Kleinböhla wieder einen Brand.Durch Brandstiftung entfachte sich das Fauer auf Zimmermanns Wirtschaft- vorher war es die Wirtschaft von Traugott Hüfner ( Moritz Müller)


1877 – spendete die Fam. Zschech, die eine Zeit lang das Peritzes Gut in Kleinböhla besaß,

und jetzt verkauft hatten, 1500 Mark an die Kirche.


1883 -wurden neue Gesangsbücher in den Kirchspielen, auch in Böhla, eingeführt.

Landesgesangsbücher.

Damit alle Klein-und Großböhlaer ein solch neues Gesangsbuch bekommen konnten,

       hatte der Kirchpatron – Kurt von Krosigk -  für die Anschaffung 50 Mark gespendet. Die      Kirche gab 20 Mark aus dem Aerar dazu. Alle konnte ein neues Gesangbuch erhalten.


1888am 18.Januar abends gegen 9.00 Uhr brach in der Windmühle Kleinböhla ein Feuer aus.

Die Windmühle brannte völlig nieder.



1912Kaisermanöver im September auf den Liebschützer Höhen, wo 100 000 Mann von Kaiser Wilhelm II. die Schlusskritik erhielten.

Die Groß-und Kleinböhlaer hatten mit massenhaften Einquartierungen zu kämpfen.

Alle Lebensmittel waren bald aufgebraucht


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1914- Der erste Weltkrieg

Von Kleinböhla wurden am 2. August 1914 ( Sonntag )

mit einem Gottesdienst verabschiedet:

Karl Teller aus Nr. 4

Emil Sickert Nr. 8

Max Sickert     Nr. 8

Hugo Kleeberg Nr. 8

Paul Kleeberg, Max Kleeberg, Karl Kleeberg – Söhne des 1915 verstorbenen Mühlenbauers

Reinhold Kleeberg

Max Hüfner     Nr. 11

Alfred Weidner, Gutsbesitzer Nr. 17

Heinrich Teller, Nr. 12

Curt Teller , Gutsbesitzer in Nienhagen

Willy Teller, cand. Med.

Erich Teller

Emil Schreiber Nr. 2b

Hermann Flügel Nr. 13b

Paul Zimmermann Nr. 2

Emil Thierbach Nr. 5

Arthur Schroth Nr. 7

Hermann Kirsten Nr. 10

Paul Köhler Nr. 9

Oskar Schuster Nr. 6


Gefallen sind:Alfred Weidner 1916

Karl Kleeberg   1918

1945 -  der Krieg war vorbei.

Scheinbar kehrte Ruhe ein.

     Aber das war nicht so. In der heutigen Zeit wird immer offener über das  Vorgehen der sowjetischen Truppen gesprochen.

Frauen wurden vergewaltigt, darüber wird nun offen geredet.

Die Frauen mussten sich verstecken, um dem zu entkommen.

Sicherlich werden diese Geschehenisse immer noch als Vergeltungsakte der Sowjetarmee

            bezeichnet.

In Kleinböhla arbeiteten Zwangsarbeiter auf einigen Gehöften, aber unsere Bauern waren fair und behandelten sie gut.

Wann es genau war, ist nicht bekannt, aber 1945 nach dem Krieg wurden Kleinböhlaer

von der sowjetischen Besatzungsmacht abgeholt und nach Mühlberg in ein Gefangenen-

lager gebracht.

Von Kleinböhla waren das:Willy Träger – Gastwirtschaft/ Kraftfahrer

Alfred Haase –  Bürgermeister

Karl Teller - Gutsbesitzer


            Von Großböhla waren das:Arthur Träger- Bauer

Alfred Höschel – Bäckermeister

Ernst Raue  - Lehrer


Von dort aus sollen sie in Arbeitslager bis nach Sibirien verbracht worden sein.

Es heißt aber auch, dass sie in Mühlberg gestorben sind.

Träger, Arthur überlebte die „ Haft „ und kam zurück nach Großböhla.

Er soll über diese Gefangenenzeit nie gesprochen haben.

Die Familie des kleenen Tellers hatte über das „Rote Kreuz“ Nachforschungen anstellen lassen, wo Karl Teller verblieben sei. Er soll in Mühlhausen gestorben sein. Lungenentzündung.




Wir können nur hoffen und alles möglich dafür tun, dass kein solcher Krieg  wieder über Europa und die Welt kommt.